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   Ultima VII: The Black              Gate Review

Das erste Titelbild

Mit Ultima VII Part I: The Black Gate erschien 1992 bereits der siebte Teil der bekannten Ultima-Serie, die von Richard Garriot alias Lord British zu der prägendsten Rollenspielserie neben Wizardry, Might & Magic und The Bard’s Tale geworden ist. Der siebte Teil erreichte 1992 nicht nur einen grafischen, sondern auch einen inhaltlichen Höhepunkt in der Serie. Die Hardwareanforderung ging zu damaliger Zeit weit über die der üblichen Heimcomputer hinaus: Unter einem 486er mit 2MB RAM lief das Spiel nur sehr ruckelhaft, auch wenn auf dem Karton noch ermutigend stand „386 Power - Designed for today’s 386+ computers with 2mb RAM“.



Der geheimnisvolle Guardian gibt sich dem Avatar im Intro zu erkennen

Nachdem der Avatar im sechsten Teil der Serie erfolgreich den Krieg zwischen den Gargoyles und den Menschen beilegen konnte und wieder auf die heimatliche Erde zurückkehrte, sitzt er bei den abendlichen Computerspielen vor seinem Monitor, als plötzlich der Bildschirm anfängt zu flimmern. In diesem Flimmern erscheint unvermutet ein rotes, haarloses Gesicht mit leuchtenden, gelben Augen, welches sich als der „Guardian“ vorstellt. Der Guardian spricht davon, dass Brittania nun in ein neues Zeitalter der geistigen Erleuchtung eingetreten wäre, in der er als der neue, wahre Fürst von Brittania auftreten würde. Nachdem das Flimmern des Monitors beendet ist, sieht der Avatar, dass sein Mondstein, der als Signalgeber aus Brittania agiert, anfängt zu leuchten. Der Avatar weiß, dass dies nun bedeuten könne, dass sich ein Mondtor nach Brittania im Steinkreis hinter seinem Haus öffnet. Also geht er zum Steinkreis und tatsächlich öffnet sich ein rotes Mondtor im Steinkreis, der Avatar zögert nicht und geht durch das Portal nach Brittania.


In Brittania angekommen, findet sich der Avatar in der Stadt der Ehre, in Trinsic, wieder, in der in der vorhergehenden Nacht ein schrecklicher Ritualmord stattgefunden hat. Der Dorfschmied und sein gargoylischer Gehilfe sind in der Dorfschmiede ermordet worden. Sein alter Gefährte Iolo befindet sich ebenfalls gerade in Trinsic und gemeinsam untersuchen sie im Auftrag des Bürgermeisters das Verbrechen. Nachdem der Tatort untersucht und alle Zeugen befragt wurden, findet der Avatar heraus, dass ein einarmiger Mann und ein Gargoyle ohne Flügel während der Tatzeit in der Nähe des Tatorts gesehen wurden. Die beiden Verdächtigen sind aber im Morgengrauen mit der „Crown Jewel“, einem Segelschiff, Richtung Britain aufgebrochen. Der Avatar, in Begleitung von Iolo und Spark, welcher der Sohn des Dorfschmieds ist, bricht nach Britain auf, nur um dort von Lord British zu erfahren, dass ihn dieses Mal nicht der Herrscher des Landes wie bisher gerufen hat, Brittania von einem Übel zu befreien. Allerdings hat sich im ganzen Land eine Gruppe von Sektierern, die sich „Die Gemeinschaft“ nennt und vom Gelehrten Batlin angeführt wird, ausgebreitet und in jedem Ort des Landes eine Niederlassung gebaut. Also begibt sich der Avatar mit seinen Begleitern auf die Suche nach Trinsics Mördern und Informationen über den geheimnisvollen Guardian.



Nachforschungen in Trinsic

Der zweite Höhepunkt liegt im Gameplay von Ultima VII. Im siebten Teil kann man ohne Grenzen die gesamte, riesige Welt von Brittania erforschen, alle Orte sind mit den jeweiligen Vehikeln (Kutsche, Schiff und fliegender Teppich) erreichbar. Außerdem haben alle NPC (Non-Player-Character, also Nicht–Spieler-Charaktere) einen geregelten Tagesablauf. Als Beispiel ist hier der Bäcker in Britain zu nennen: Der Bäcker, er heißt übrigens Willy, steht morgens um 6 Uhr auf, macht den Ofen an und fängt auf dem Backtisch mit den Brotkneten an. Die Brotteige schiebt er in den Ofen, um sie dann einige Minuten (im Spiel nur einige Sekunden) fertig gebacken wieder herauszunehmen. Nach getanem Tagwerk geht Willy abends in „The Blue Boar Inn“, eine Taverne, um den Tag ausklingen zu lassen. Pünktlich um 10 Uhr nachts geht er dann nach Hause, um sich schlafen zu legen. Das Brotbacken kann übrigens auch der Spieler im Spiel machen, um die Brote dann gewinnbringend, aber nicht gerade lukrativ, an Willy zu verkaufen. Überhaupt können alle Gegenstände (wenn sie denn nicht wie z.B. ein großer Felsen oder ein Möbelstück zu schwer sind) aufgenommen und bewegt werden. Das, zusammen mit den sehr umfangreichen Dialogoptionen (jede Spielfigur hat ihre eigenen, einmaligen, Dialogoptionen) ergibt eine unglaubliche Immersion im Spiel, welches selbst im Vergleich zu heutigen Spielen seinesgleichen sucht.



Brotbacken mit Willy

Grafisch ist Ultima VII ein wahres Feuerwerk an optischen Genüssen. Jede Pflanze und jeder Baum hat seine eigene Grafik, es wurden viele Kilometer abwechslungsreicher Landschaft in das Spiel gepresst. Fast alle Klimazonen (außer Eis und Tundra, die aber im grafisch gleichen Nachfolger Ultima VII Part II: The Serpent Isle vorkommen) sind in Britannia zu bestaunen. Selbst Wolken mitsamt Regen und wirklich toll animierten und akustischen Gewitter sind mit von der Partie. Die Soundeffekte mitsamt Sprachausgabe (Prolog und Epilog, außerdem einige Kommentare des Guardian im Spiel) sind wirklich hörenswert und eine echte Sensation zur damaligen Zeit. Musikalisch ist Ultima VII sehr abwechslungsreich ausgestattet: Von den anfänglichen düsteren Klängen im Startmenü über die orgellastigen Melodien in den Fellowship Tempeln bis zum echt britischen „Rule Britannia, Britannia rule the Waves“ in Lord Britsh Schloss sind viele tolle Kompositionen dabei, mein Lieblingsstück ist die Musik des Fellowships.



Schlacht gegen Wölfe am Mondtor unter einer Wolke

Mein Fazit:

Es bleibt mir nichts anderes übrig als zusammenzufassen: Ultima VII ist für mich das eines der besten Rollenspiele aller Zeiten, nur „Planescape: Torment“  kann Ultima VII da noch übertreffen. Die unglaubliche Vielfalt der Entfaltungsmöglichkeiten und Immersion in Britannia und die spannende Geschichte sind die Garanten für das einzige passende Prädikat für dieses Spiel: Meisterwerk.

"Yes, my Liege" Im Gespräch mit Lord British
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© Mathias Haaf